Und schon wieder ein großes Entsetzen, Empörung und Enttäuschung über Rassismus in Deutschland. Der WDR bietet diesem eine Plattform mit seiner Sendung „Die letzte Instanz“. In der Talkshow wurden Bürger*innen dieses Staates vor Millionen von Zuschauer*innen beleidigt, beschimpft und diskriminiert. Vier weiße, privilegierte Menschen diskutierten darüber, wie anstrengend es ist, sich mit rassismuskritischem Denken auseinander zu setzen. Man dürfe ja gar nichts mehr sagen. Fachleute und Betroffene wurde nicht eingeladen, dafür aber unter anderem ein Big-Brother-Star. Der WDR hat bei seinen Gäst*innen keinen Wert auf Diversität oder Expertise gelegt. Stattdessen hat Thomas Gottschalk von seinen „Rassismuserfahrungen“ gesprochen, die er verkleidet als Schwarze Person gemacht habe. Er könne nun Rassismus gegen Schwarze nachvollziehen, schließlich habe er sie am eigenen Leib erfahren. Außerdem waren sich alle Beteiligten einig, dass Begriffe wie das Z-Wort oder das N-Wort okay sind.
Man hört oft die Stimmen von Menschen, die ohne jegliche Berührungspunkte über ein so sensibles Thema wie Rassismus sprechen. Dieser Ansatz ist äußerst gefährlich, da Diskriminierungserfahrungen verharmlost oder mit eigenen, nicht vergleichbaren Erlebnissen verglichen werden. Um solchen Themen gerecht zu werden, sie greifbar zu machen und aufarbeiten zu können, muss das deutsche Fernsehen die Gäst*innenauswahl überdenken. Dafür muss man außerhalb der weißen, mittelalten Bubble suchen. Expert*innen, Fachleuten und Betroffenen muss eine Stimme, eine Bühne gegeben, um Bewusstsein zu schaffen und gesellschaftliche Missstände aufzudecken. Diversität ist hier das Stichwort. BIPOC (Black, Indigenous and People of Color) sollten aber nicht nur zu solchen Talkshowformaten eingeladen werden, damit sie über ihre traumatisierenden Erlebnisse sprechen. Diversere Gäst*innen sind mindestens ebenso gut in der Lage, über andere Themen zu reden und ihr Wissen zu teilen.
Enissa Armani hat in Anlehnung an „Die letzte Instanz“ ein eigenes Talkshow-Format ins Leben gerufen: „Die beste Instanz“. Sie geht in den öffentlichen Diskurs und zeigt, wie man mit Debatten um Themen wie Rassismus und Diskriminierung umgehen sollte. Zu dieser offenen Diskussion hat sie Natasha A. Kelly, Nava Zarabian, Max Czollek, Gianni Jovanovic und Mohamed Amjahid eingeladen. Alle haben ihre Expertise sowie ihren speziellen Blick auf unterschiedliche Formen von Rassimus mitgebracht. So wurden andere Perspektiven und das Ablegen von routinierten Denkweisen zugelassen.
Der Mädchentreff Kirchdorf Süd, Dolle Deerns e.V. setzt sich mit seiner Arbeit aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung ein. In unserer Einrichtung ist Diversität unter den Mitarbeiter*innen selbstverständlich. Wir geben unseren Besucher*innen eine Stimme und leben intersektionalen Feminismus.
Wir hoffen, dass „Die letzte Instanz“ auch DIE LETZE BLEIBT.